Wie geht es mit Autismus nach der Schule weiter?

Es ist geschafft, die Schulzeit liegt erfolgreich hinter einem, man hält den Abschluss in den Händen. Doch was nun? Wie geht es für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung danach weiter? Wir zeigen auf, welche Möglichkeiten im Hinblick auf Ausbildung und Studium existieren.

 

 

Welche Alternativen gibt es zu einer Ausbildung?

Für Menschen im Autismus-Spektrum gibt es verschiedene alternative Bildungs- und Ausbildungswege, die sich von herkömmlichen Ausbildungsmodellen unterscheiden. Diese Alternativen sind oft besser auf die spezifischen Bedürfnisse und Stärken von Menschen im Autismus-Spektrum abgestimmt. Hier sind einige Optionen:

 

 

Berufsbildungswerke (BBW)

Berufsbildungswerke sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, einschließlich Menschen im Autismus-Spektrum, ausgerichtet. Sie bieten praxisnahe berufliche Ausbildungen in einem geschützten Rahmen an, der individuelle Förderung, soziale Kompetenztrainings und Praktika umfasst. Die Teilnehmenden lernen nicht nur berufliche Fähigkeiten, sondern auch, ihren Alltag selbstständig zu organisieren.

 

In einem BBW lernen die Teilnehmenden verschiedene Berufe kennen, wie beispielsweise handwerkliche, technische oder kaufmännische Tätigkeiten. Die Ausbildung findet in einem praktischen Rahmen statt, oft in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Das bedeutet, dass die Teilnehmer nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern auch echte Erfahrungen im Arbeitsumfeld sammeln.

 

Ein wichtiger Aspekt der Berufsbildungswerke ist die Möglichkeit, dort zu wohnen. Viele BBWs bieten eine Internatsunterbringung an, wo die jungen Menschen von Montag bis Freitag leben können. Dies hilft ihnen, selbstständig zu werden, da sie lernen, ihren Alltag zu organisieren, sich um ihre persönlichen Dinge zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Der Alltag in einem BBW ist klar strukturiert und bietet einen festen Rhythmus, was vielen Menschen im Autismus-Spektrum hilft, sich wohlzufühlen.

 

Die Teilnehmer haben nicht nur Unterricht und praktische Ausbildung, sondern auch Freizeitmöglichkeiten. In der Freizeit können sie Sport treiben, kreative Aktivitäten ausüben oder einfach Zeit mit anderen verbringen. Diese sozialen Kontakte sind wichtig, um Freundschaften zu schließen und soziale Fähigkeiten zu entwickeln.

Ein weiteres Ziel der Berufsbildungswerke ist es, die Teilnehmenden auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Einrichtungen unterstützen sie aktiv dabei, Praktika zu finden und Bewerbungen zu schreiben. Dies gibt den jungen Menschen die Chance, sich auf eine berufliche Zukunft vorzubereiten und ihre Stärken zu zeigen.

 

Die Ausbildung in einem BBW dauert in der Regel zwei bis drei Jahre. Am Ende der Ausbildung haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, verschiedene Abschlüsse zu erwerben, die ihnen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern.

Zusammengefasst bieten Berufsbildungswerke jungen Menschen im Autismus-Spektrum eine wertvolle Unterstützung, um berufliche Fähigkeiten zu entwickeln, Selbstständigkeit zu lernen und soziale Kontakte zu knüpfen. Diese Einrichtungen helfen dabei, eine positive Perspektive für die Zukunft zu schaffen und die Integration in die Arbeitswelt zu fördern.

 

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Berufsbildungswerken (BBW), die sich auf die Ausbildung und Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderungen spezialisiert haben. Diese Einrichtungen bieten berufliche Bildung, soziale Förderung und individuelle Unterstützung an. Hier ist eine Liste von einigen der bekanntesten Berufsbildungswerke in Deutschland:

  1. Berufsbildungswerk der Bundesagentur für Arbeit

  2. Berufsbildungswerk Dortmund

  3. Berufsbildungswerk Stuttgart

  4. Berufsbildungswerk Köln

  5. Berufsbildungswerk Hamburg

  6. Berufsbildungswerk Mannheim

  7. Berufsbildungswerk der Lebenshilfe

  8. Berufsbildungswerk St. Johann

  9. Berufsbildungswerk Wuppertal

  10. Berufsbildungswerk der Diakonie

  11. Berufsbildungswerk der Rummelsberger Diakonie

  12. Berufsbildungswerk der BFW (Berufsförderungswerk)

    • Standort: verschiedene Standorte in Deutschland
    • Website: www.bfw.de
  13. Berufsbildungswerk Kempten

  14. Berufsbildungswerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO)

    • Standort: verschiedene Standorte in Deutschland
    • Website: www.awo.org
  15. Berufsbildungswerk der Stiftung BSW

  16. Berufsbildungswerk Dresden

  17. Berufsbildungswerk Gera

  18. Berufsbildungswerk Neumünster

  19. Berufsbildungswerk Fulda

  20. Berufsbildungswerk der Lebenshilfe Karlsruhe

Wichtige Hinweise: Viele Berufsbildungswerke sind regional tätig, so dass es sinnvoll ist, das nächstgelegene zu suchen. Die Angebote und Schwerpunkte der einzelnen Berufsbildungswerke können variieren, sodass es empfehlenswert ist, sich direkt bei der jeweiligen Einrichtung zu informieren. Die Berufsbildungswerke bieten oft verschiedene berufliche Abschlüsse an, die den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Teilnehmer angepasst sind.

Berufsbildungszentren (BBZ)

In einem Berufsbildungszentrum (BBZ) finden vielfältige Bildungs- und Fördermaßnahmen statt, die speziell darauf ausgerichtet sind, den Teilnehmenden, insbesondere Menschen im Autismus-Spektrum, zu helfen, berufliche Fähigkeiten zu entwickeln und sich auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Ausbildung in einem BBZ umfasst sowohl praktische als auch theoretische Elemente, die in Werkstätten oder Laboren vermittelt werden. Dabei können die Teilnehmenden aus einer breiten Palette von Ausbildungsberufen wählen, die Bereiche wie Handwerk, Technik, Gastronomie, Gesundheit und Pflege sowie Verwaltung und Dienstleistungen abdecken.

 

Ein zentrales Merkmal von BBZ ist die individuelle Förderung, die auf die besonderen Bedürfnisse jedes Teilnehmers abgestimmt ist. Dies kann durch spezielle Unterstützungsangebote, persönliche Beratung und die Begleitung durch Fachkräfte erfolgen. Besonders für Menschen im Autismus-Spektrum ist diese individuelle Anpassung wichtig, um die Ausbildung an ihre spezifischen Anforderungen und Stärken auszurichten. Viele BBZ bieten zudem Trainings zur Förderung sozialer Kompetenzen an, um den Teilnehmenden zu helfen, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und soziale Interaktionen zu erlernen, was für die Integration in das Berufsleben von großer Bedeutung ist.

 

Die Vorbereitung auf das Berufsleben wird durch Berufsorientierungsprogramme unterstützt, die den Teilnehmenden helfen, ihre Interessen und Stärken zu erkennen und geeignete Berufsfelder zu finden. Praktika in Unternehmen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil, da sie reale Erfahrungen in der Arbeitswelt ermöglichen und Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern schaffen.

 

Ein strukturierter Alltag im BBZ bietet den Teilnehmenden Sicherheit und Orientierung, was vielen Menschen im Autismus-Spektrum zugutekommt. Sie lernen, ihren Alltag zu organisieren, Verantwortung zu übernehmen und ihre Selbstständigkeit zu entwickeln. Dies umfasst das Erlernen von Alltagsfähigkeiten, Zeitmanagement und den Umgang mit Finanzen.

 

Der Übergang in den Arbeitsmarkt wird durch verschiedene Angebote unterstützt, darunter Job-Coaching und Bewerbungstraining. Die Teilnehmenden lernen, wie sie sich erfolgreich bewerben und in Vorstellungsgesprächen überzeugen können. Nach der Ausbildung stehen ihnen zahlreiche Möglichkeiten offen, in das Berufsleben einzutreten. Viele finden direkt nach der Ausbildung eine Anstellung, oft unterstützt durch die während des BBZ absolvierten Praktika. Es besteht auch die Option, sich in bestimmten Bereichen weiterzubilden oder zusätzliche Qualifikationen zu erwerben.

Darüber hinaus können einige Teilnehmende sich für Teilzeitarbeit entscheiden oder spezielle Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, die eine sanftere Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen. In einigen Fällen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen oder in sozialen Unternehmungen zu arbeiten, die speziell auf die Integration von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet sind.

 

Insgesamt bietet ein Berufsbildungszentrum eine wertvolle Unterstützung für Menschen im Autismus-Spektrum, um berufliche Fähigkeiten zu entwickeln, Selbstständigkeit zu fördern und erfolgreich in die Arbeitswelt zu integrieren. Die individuelle Förderung, strukturierte Lernumgebungen und gezielte Unterstützung beim Übergang in den Arbeitsmarkt tragen dazu bei, dass die Teilnehmenden ihre persönlichen Ziele erreichen können.

 

Hier sind einige bekannte Berufsbildungszentren in Nordrhein-Westfalen:

  1. Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Köln

  2. Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Dortmund

  3. Berufsbildungszentrum Mönchengladbach

  4. Berufsbildungszentrum Bochum

  5. Berufsbildungszentrum der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen

  6. Berufsbildungszentrum der IHK Düsseldorf

  7. Berufsbildungszentrum Wuppertal

  8. Berufsbildungszentrum Duisburg

  9. Berufsbildungszentrum der IHK Hagen

  10. Berufsbildungszentrum der Stiftung Bildung

Unterschied zwischen BBW und BBZ

Berufsbildungswerke (BBW) und Berufsbildungszentren (BBZ) sind zwei unterschiedliche Arten von Bildungseinrichtungen in Deutschland, die sich auf die berufliche Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen konzentrieren. Es gibt jedoch wesentliche Unterschiede zwischen diesen beiden Typen.

 

Berufsbildungswerke richten sich hauptsächlich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen oder besonderen Förderbedarfen. Sie bieten spezielle Programme und eine Ausbildung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt sind. In einem BBW steht nicht nur die berufliche Qualifikation im Vordergrund, sondern auch die Förderung sozialer Kompetenzen und die persönliche Entwicklung der Teilnehmer. Viele BBWs bieten zudem Internatsunterkünfte an, sodass die jungen Menschen von Montag bis Freitag dort leben können. Dies hilft ihnen, Selbstständigkeit zu erlernen und ihren Alltag zu organisieren.

 

Im Gegensatz dazu sind Berufsbildungszentren allgemein ausgerichtet und bieten berufliche Ausbildungen, Umschulungen und Qualifizierungen für eine breitere Zielgruppe an. Diese Zentren sind nicht spezifisch auf Menschen mit Behinderungen fokussiert, sodass die Ausbildung dort oft weniger auf individuelle Förderbedarfe eingeht. Während auch BBZs den Übergang in den Arbeitsmarkt unterstützen, erfolgt dies in der Regel ohne die speziellen Programme, die für Teilnehmer mit besonderen Bedürfnissen in BBWs angeboten werden.

 

Die Ausbildung in einem BBW umfasst praxisnahe Lerninhalte, die in einem strukturierten Umfeld vermittelt werden. Die Teilnehmer erhalten eine umfassende Betreuung, die es ihnen ermöglicht, sowohl berufliche Fähigkeiten zu entwickeln als auch soziale Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. In BBZs liegt der Schwerpunkt auf der beruflichen Qualifikation, wobei die individuelle Förderung zwar vorhanden sein kann, jedoch nicht immer so intensiv ist wie in einem BBW.

 

Insgesamt bieten Berufsbildungswerke eine wertvolle Unterstützung für junge Menschen mit besonderen Bedürfnissen, während Berufsbildungszentren eine breitere Palette von beruflichen Ausbildungsoptionen für eine allgemeinere Zielgruppe bereitstellen. Die Wahl zwischen einem BBW und einem BBZ hängt von den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Teilnehmer ab.

Integrative Berufsausbildung

Diese Form der Ausbildung kombiniert reguläre Ausbildungsangebote mit zusätzlicher Unterstützung und Begleitung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Die Ausbildung findet in regulären Unternehmen statt, jedoch mit speziellen Maßnahmen, um die Integration und Unterstützung der Teilnehmenden zu gewährleisten.

 

 

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)

In Werkstätten für behinderte Menschen haben Teilnehmende die Möglichkeit, in einem geschützten Arbeitsumfeld zu arbeiten und verschiedene Tätigkeiten zu erlernen. Diese Einrichtungen bieten oft berufliche Bildung, praktische Arbeit und Förderung der Selbstständigkeit, jedoch ohne den Druck, direkt in den ersten Arbeitsmarkt einzutreten.

 

 

Freie Bildungsangebote und Online-Kurse

Es gibt zahlreiche Online-Plattformen und Programme, die speziell auf Menschen im Autismus-Spektrum ausgerichtet sind. Diese bieten flexible Lernmöglichkeiten in verschiedenen Fachbereichen, oft in einem selbstbestimmten Tempo. Die Teilnehmenden können hier berufliche Qualifikationen erwerben, ohne den Druck eines traditionellen Klassenraums.

 

 

Selbstständigkeit

Einige Menschen im Autismus-Spektrum entscheiden sich für eine selbstständige Tätigkeit oder die Gründung eines eigenen Unternehmens. Dies ermöglicht ihnen, ihre Arbeitsbedingungen selbst zu gestalten und ihre Stärken in einem individuell passenden Umfeld einzubringen.

 

 

Job-Coaching und individuelle Begleitung

Zusätzliche Unterstützung durch Job-Coaches kann dazu beitragen, den Übergang in die Arbeitswelt zu erleichtern. Job-Coaches bieten individuelle Begleitung und Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche, der Eingewöhnung am Arbeitsplatz und der Entwicklung sozialer Fähigkeiten.

 

 

Berufskollegs

Berufskollegs sind Bildungseinrichtungen, die berufliche Aus- und Weiterbildung in einem integrativen Rahmen anbieten. Sie kombinieren theoretische und praktische Ausbildung und sind oft eng mit der Industrie und der regionalen Wirtschaft verknüpft. Berufskollegs bieten verschiedene Bildungsgänge an, die sich an unterschiedlichen Zielgruppen orientieren.

 

 

Studieren mit Autismus

Selbstverständlich ist auch ein Studium für Menschen im Autismus-Spektrum möglich. Welche Besonderheiten es gibt, worauf man achten sollte, und welche Ansprüche man hat, wird sehr gut und detailliert auf der Website des Kompetenzzentrum NRW aufgezeigt. Dort erhält man auch Hilfe beim Stellen von Anträgen, bei spezifischen Fragen zum Thema Studium mit Behinderung oder auch, wenn eine Universität ihren Pflichten gegenüber Menschen mit Behinderung wissentlich oder unwissentlich nicht nachkommt bzw. nachkommen will.

 

 

Angebote der Agentur für Arbeit

Schließlich bietet auch die Agentur für Arbeit noch ein sog. Programm zur beruflichen Rehabilitation an. Dieses Programm richtet sich nicht nur, aber auch, an Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung.

 

Hierbei werden zunächst die beruflichen Möglichkeiten anhand der vorhandenen Vorlieben und Fähigkeiten analysiert. Dann werden z.B. im Rahmen von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BVB) ein Jahr lang Praktika in verschiedenen Bereichen angeboten und vermittelt, so dass man sich in Ruhe orientieren und ausprobieren kann, in welchem Bereich man später eine Ausbildung anstreben möchte.

 

Gut zu wissen: Während der BVB wird auch autismustherapeutisch und psychologisch betreut.

 

Alternativ können auch Plätze in Berufsbildungswerken (BBW, siehe oben) von der Agentur für Arbeit angeboten werden. Das richtet sich nach dem individuellen Einzelfall.

 

Mehr Infos erhalten Sie auf der Seite der Agentur für Arbeit zum Programm zur beruflichen Rehabilitation.

 

Dort können Sie auch online einen Termin vereinbaren. Wir empfehlen, dies schon rechtzeitig zu machen, da meist mit Wartezeiten zu rechnen ist.