Früherkennung von Autismus

Autismus Früherkennung

Je früher eine Diagnose gestellt werden kann, desto eher können Interventionen geplant oder wichtige behördliche Anträge eingereicht werden. Die Diagnostizierung ist oft problematisch. Deshalb ist es hilfreich über die wesentlichen Informationen zum Diagnoseverfahren zu verfügen. Unsere Homepage gibt Ihnen wertvolle Hilfen, um den grundlegenden Verfahrensablauf nachzuvollziehen und gegebenenfalls die richtigen Ansprechpartner, zur richtigen Zeit zu finden. Leider werden in Deutschland die meisten Kinder erst ab dem dritten bis vierten Lebensjahr einem Diagnoseverfahren unterzogen. Die Diagnosestellung erfolgt oft viel zu spät, gerade beim Asperger-Syndrom haben Kind und Familie einen langen Leidensweg. In Amerika ist es nicht unüblich noch vor dem zweiten Lebensjahr zu diagnostizieren. Erfahrungsgemäß äußern auch schon viele Eltern in diesem Lebensalter Auffälligkeiten.


Elternbeobachtungen

Aus Erfahrung können wir nur empfehlen: werden Sie als Eltern aktiv. Notieren Sie jedes auffällige Verhalten Ihres Kindes. Datieren Sie wiederkehrendes Verhalten und die Häufigkeit des sozialen Kontaktes. Dieses „Tagebuch“ wird für Sie später bei der Diagnosestellung hilfreich sein!


Ihr Kinderarzt wird Ihr Erstkontakt sein. Er sieht Ihr Kind regelmäßig zu den U-Untersuchungen und ist Ihr erster Ansprechpartner. Leider bekommen die meisten Kinderärzte nur einen kurzen Einblick in die Entwicklung unserer Kinder, deshalb ist es an uns Eltern, auf Verzögerungen und Auffälligkeiten hinzuweisen.


Sicherlich kann eine Entwicklungsverzögerung „auswachsen“, jedoch sollte darauf nicht zu lange gewartet werden, und Sie sollten in jedem Fall um eine Überweisung zu einem Sozialpädiatrischen Zentrum, kurz SPZ, einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einer Kinder- und Jugendpsychiatrie (z.B. LVR Ambulanz Viersen) bitten.


Wie wichtig Elternbeobachtungen sind, zeigt eine jüngste Studie des Autism Research Centre der University of Alberta in Kanada. Demnach bemerken Eltern erste Unterschiede bei ihren Kindern bereits im Alter von sechs bis neun Monaten. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Früherkennungsprozess in einem Kindesalter, in dem Auffälligkeiten im klinischen Umfeld deutlich schwieriger festzustellen sind.

 


Was passiert an einem SPZ oder ähnlichen Einrichtungen?

Nach einem Erstgespräch wird Ihr Kind gründlich untersucht, um die motorische und kognitive Entwicklung einzustufen. Dazu werden beispielsweise neurologische Entwicklungstests, aber auch Blutentnahmen oder Untersuchungen zur auditiven Wahrnehmung durchgeführt. Das SPZ wird Empfehlungen aussprechen: Zum Beispiel die Förderung durch Ergotherapie, Logopädie oder Physiotherapie. Diese Empfehlungen werden dann an den behandelnden Kinderarzt weitergeleitet und durch diesen verordnet. Besteht der Verdacht auf Autismus-Spektrum-Störung wird das SPZ  eine entsprechende Diagnostik durchführen.

Eine autismusspezifische Diagnostik kann auch von niedergelassenen Kinder– und Jugendpsychologen durchgeführt werden sowie von Kliniken für Kinder– und Jugendpsychiatrie.
Wir selbst bieten KEINE Diagnostik an! Wir haben hier aber eine Liste mit Institutionen, an welche Sie sich zwecks Diagnostik wenden können.
Es gibt Auffälligkeiten, die in jedem Fall beobachtet werden sollten. Dies sind unter anderem:
  • Sprachentwicklungsverzögerungen
  • Verminderte Kommunikationsfähigkeit
  • Stereotypes oder repetitives Verhalten
  • Grobmotorische Auffälligkeiten
  • Feinmotorische Auffälligkeiten
  • Desinteresse an Spielzeugen
  • Intelligenzminderungen (IQ < 70)
Keine der Auffälligkeiten ist dabei gleichbedeutend mit einer gesicherten Diagnose einer Störung im Autismus-Spektrum. Es ist daher äußerst sinnvoll, einen Facharzt für Psychiatrie, einen pädiatrischen Neurologen oder einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten hinzuzuziehen, um die weiteren Schritte gemeinsam zu besprechen.

 


Wie wird die Autismus-Diagnose gestellt?

Ein gutes Diagnoseverfahren besteht aus verschiedenen Tests und Befragungen, die als Gesamtbild analysiert werden. Vorstellbar etwa als großes Puzzle. Dabei nimmt eine umfangreiche Beobachtungsphase einen großen Teil der Diagnostik ein, bei der das Verhalten und Handeln des Kindes verfolgt und analysiert wird. Unterstützend werden Checklisten verwendet, die wesentliche Beobachtungsfaktoren enthalten.

 

Einige Beispiele:
  • Mangelndes Verständnis für Rollenspiele
  • Schwierigkeiten bei der Interpretation von Mimik und Gestik
  • Erhöhte Merkfähigkeit
  • Auffällige Sensorikempfindungen
  • Echolalie
  • Stereotypien
  • Repetitive Handlungen
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Analyse von Elternfragebögen, die sich mit den alltäglichen Beobachtungen der Eltern oder Erziehungsberechtigten befassen. Von großem Interesse sind dabei auch die Beobachtungen von Familienangehörigen, Erziehern oder Lehrern. Neben der Verhaltensanalyse werden verschiedene Testverfahren bezüglich der kognitiven und motorischen Fähigkeiten durchgeführt.
Das Diagnose-Verfahren erstreckt sich zumeist über mehrere Termine, da man das Kind mit all den Tests nicht überfordern möchte. Die Anzahl der Termine hängt auch davon ab, wie schnell die Diagnostizierenden durch Tests und Beobachtungen zu einer aussagekräftigen Diagnose kommen. Häufig (aber nicht immer!) benötigt man bei Mädchen ein paar Termine mehr, da Mädchen in der Regel besser "maskieren" können als Jungen. Unter "Maskierung" versteht man in dem Zusammenhang, dass die Person ihr Verhalten nach außen hin besser "verstecken" oder "tarnen" kann, um "angepasster" zu wirken, was die Diagnose über Beobachtungen entsprechend erschwert.

Autismus-Diagnose - und dann?

Wenn die Diagnose vorliegt und eine gesicherte Form von Autismus vorliegt, können Sie sich bei uns melden, um eine Autismustherapie zu vereinbaren. Bei Kindern vor Schuleintritt ist es oftmals ausreichend, wenn in der Diagnose nur der Verdacht auf Autismus besteht (sog. Verdachtsdiagnose). Bei älteren Kindern (ab Schulalter) ist hingegen in aller Regel eine gesicherte Diagnose erforderlich.